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Die Entstehung und Entwicklung des Ortsnamen

In einer feuchten fruchtbaren Talmulde, die im Süden durch den Kahlenberg und im Norden durch den Schierberg begrenzt wird, entstand Rieder.

Tonkuhle 04.2021

Die feuchte und fruchtbare Talmulde wird vom Bicklingsbach (frühe sagten die Riederschen auch Eulenbach), durchflossen an der Tonkuhle vorbei, durch die Feldflur in Richtung Quedlinburg und mündet in der Bode.

 

 

In den früheren Zeiten hat sich der Bach, östlich von Rieder gestaut und somit in der Talmulde eine sumpfige Ried-Niederung hervorgerufen. Durch Quellen im Ort und der Umgebung wurde zusätzlich Wasser in den Sumpf geleitet. Wir finden heute noch Quellen, die in die alten Brunnen Wasser führen und auch den Pferdeteich nicht austrocknen lassen.

Der Ortsname Rieder wird abgeleitet aus dem mittelniederdeutschen ret, altsächsisch ried, althochdeutsch hriot, riet, ried, riet "mit Sumpfgras bewachsener Grund, Ort mit Riedgras" und der Endung -ari, welche im Laufe der Zeit zu -eri, -ere, -er (Dat. Plural-ern) wurde. (Mitt. III, S. 486 F. Schulze) Die Endung -ari bedeutet laut Förstemann (Ortsnamenbuch, 3. Auflage, S. 193) Zugehörigkeit, also "Leute, die entweder zu einem Orte oder zu einem Gewerbe gehören".

 

Für Rieder heißt es demnach:

Leute, die an einem Ried wohnen, Riedbewohner

 

Rederi von 936 ist also vom Namensursprung her deutsch. In der Umgebung stoßen wir auch auf Ortsnamen slawischen Ursprungs.

Der Flurname "Teichstedt" deutet ebenfalls auf ein Ried. Die Überlieferung besagt, dass die Feldflur in früheren Jahren trockengelegt werden musste.

Im Gebiet der Teichstedt sollen Fischteiche gewesen sein, von denen um 1930 noch Abzugsgräben vorhanden gewesen sein sollen. Die "Word" und "Wuhne" oder "Wunne", Wune weisen ebenfalls auf ein sumpfiges bzw. Teichgebiet hin. Wune bedeutet nach "Der Große Duden" von 1984, VEB Bibliographisches Institut Leipzig, beim Fischfang "ins Eis gehauenes Loch". Das Gebiet um den Bicklingsbach in Richtung Tonkuhle wird auch mit Bachwuhne bezeichnet.

Obwohl der Ortsnamen über Jahrhunderte hinweg überwiegend mündlich überliefert wurde, finden wir in den wenigen Urkunden den Namen von Rieder nur wenig geändert.

 

  936      Rederi (erste urkundliche Erwähnung)

1064      Ratere (nach dem Dialekt des Urkundenschreibers)

1136      Rethere

1137      Redere, vereinzelt bis 1369

1212      Redire

1219      Reder, vereinzelt bis 1350

1255

1267      Ridher

1301     

1271      Ridere

1283      Rydere

1301      Rider

1338      Reddere

1349      Ryder

1370      Redern

1387      Redir

1515      Riedern

1520      Riederenn

1539      Reder/Rieder     1539 nach dem Kirchenbuch

 

 

Der Name Rieder erscheint erstmals im Jahr 936 in einer Urkunde. Dort wird ein Ort "Rederi" zusammen mit anderen Orten der Umgebung genannt. Eine Kopie der Urkunde hängt in unserer Kirche. Die Stiftungsurkunde wurde von Herrn Hübsch aus dem Lateinischen übersetzt. Er hat sich jahrelang mit der Geschichte Rieders beschäftigt.

Die Kopie der hier Stiftungsurkunde und die Übersetzung können Sie im hier nachlesen.

Otto I. stiftete nach der Urkunde umfangreiche Güter, zu denen auch ganze Dörfer gehörten, dem Stift in Quedlinburg. Er befreite das Stift von der weltlichen Gerichtsbarkeit des Gaugrafen und der kirchlichen des Bischofs von Halberstadt. Da er dem Stift einen eigenen Gerichtsbezirk zuwies, stellte er die Stiftskongregation in weltlichen Dingen unmittelbar unter den König und in kirchlichen unter den Papst. Sie erhielt außerdem das Recht der selbständigen Äbtissinnen Wahl. Rieder muss also 936 schon längere Zeit bestanden haben. Aufgang zum Thieberg von der Neustadt 1996 (Silbertreppe)

Der älteste Teil von Rieder befindet sich heute auf dem Thieberg, den man über die Silbertreppe erreichen kann. Diese beginnt gegenüber der Eingangstür des Geschäftes der Familie Hottelmann in der Neustadt. Sie führt direkt hinauf zum Thieberg. Von hier hat man einen herrlichen Blick nach Süden zum Kahlenberg und ins nördliche Harzvorland. Der nächste Höhenzug, der die nördliche Senke begrenzt, wird durch die Seweckenberge gebildet.

An der Nordseite des Thieberges befindet sich die Klus. Auf dem Grundstück Klus Nr. 4 soll sich die Klause befunden haben, die zur ersten Kapelle Rieders wurde. Hier siedelten sich vermutlich während der Frankenzeit Mönche an. Die Klus wird in alten Unterlagen oft als Niederkirche bezeichnet. Sie wird in unseren Gemeindeakten bis zum Jahr 1705 erwähnt. In ihr wird auch die "bienenkorbförmige" Glocke, wahrscheinlich von Mathilde gestiftet, gehangen haben. Diese Glocke hängt jetzt im Turm der Dorfkirche und wir können uns jede Viertelstunde an ihrem Klang erfreuen.