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Thieberg: Thingplatz und Klosterstandort

 

Blick vom Thieberg in Richtung QLBDer exponierte Standort eröffnet einen großartigen Rundblick Der erste Ortskern erhob sich zur Zeit der urkundlichen Ersterwähnung Rieders von 936 markant aus der sumpfigen Niederung. Heinrich Lindner schreibt in seiner 1833 in Dessau erschienenen „Geschichte und Beschreibung des Landes Anhalt“ dazu: „Von Osten und Westen zieht sich durch einen Teil des Dorfes die Teufelsmauer, und auf derselben steht der älteste Teil von Rieder und wird der Thieberg genannt. Östlich zieht sich die Teufelsmauer als ein Bergrücken dahin und heißt der Schierberg, er ist zum Teil von der Gemeinde mit Obstbäumen bepflanzt. Nördlich sind die bedeutenden Sandsteinbrüche, wo diese Steine zum Bauen gebrochen, auch von einem Steinhauer Werkstücke bereitet werden.“ Jenseits des Eulenbaches ändert sich das Bild. Die Häuser stehen hier enger beieinander und einige Straßen führen den „Berg“ im Namen oder weisen auf eine besondere Steinform hin. In verwinkelten Straßen heißt es Orientierung zu bewahren.

Der Straßenname „An der Klus“ führt an den Kern des ältesten Ortsteils von Rieder. Der Chronist Lindner weißt speziell auf ein altes Gebäude am Thieberge hin, die „Klaus“ genannt, damals die Wohnung des Gemeindehirten. Und vermerkt noch: „Es soll da auch eine Kirche gestanden haben.“ Wo stand die Kirche? Augenscheinlich hat sie Dr. Karl Schulze noch sehen können, der verschiedene Beiträge zur Ortsgeschichte verfasste, und in den Jahren 1880 bis 1898 Pfarrer in Rieder war. Sie befand sich nach ihm auf dem Thieberg, wenn auch seinerzeit nur wenige Mauerreste von derselben noch vorhanden waren. Und vielleicht sei die Kapelle schon im 10. Jahrhundert erbaut worden. Im Riederschen Salbuch (Grundstücksverzeichnis) von 1734 ist Konkreteres Blick vom Thieberg zur Alteburg.

 

Ein Aufgang zum Thieberg 1996 vermerkt:Aufgang zum Thieberg von der Neustadt 1996

„Es scheint die in der Neustadt befindliche Claus eine Kirche gewesen zu seyn, (…) Anitzo findet sich nichts mehr davon übrig als die Mauer nach der Nordseite und die Giebelmauer nach der Abendseite.“ Noch 1652 wurden Bauarbeiten der Gemeinde an der Niederkirche durchgeführt. Nach einer Ratsrechnung wurden dafür zwei Fuder Bauholz aus dem Ramberg und 36 Bund Langstroh zum Dachdecken verarbeitet. Für die Niederkirche fielen Baukosten von 12 Talern und 22 Groschen an. Die letzte Erwähnung der Niederkirche in den Rats-Rechnungen erfolgte 1705. Nach Ratsaufzeichnungen erwirbt die Gemeinde Rieder 1718 in einem Vergleich mit dem Fürstlichen Amt in Ballenstedt die Klus mit dem dahinter gelegenen Garten für 150 Taler. Es heißt darin, dass die Gemeinde sich die alte Klus, als ein loci sacri [lat.=heiliger Ort] seither angemaßt habe, aber keinen Besitztitel vorweisen könne. Der Gemeinde wurde aber das Vorrecht zum Erwerb vor einem privaten Käufer zugestanden. 12 Groschen Erbenzins waren jährlich für die Niederkirche zu entrichten. Das Hirtenhaus blieb dagegen abgabefrei. In den Jahren bis 1740 werden an der Klaus (Hirtenhaus) immer wieder Reparaturen durchgeführt. 1720 wurde das Dach in Ordnung gebracht, Fenster und Gefache repariert und die Stube geweißt. Mal musste ein Stück Mauer, dann einige Ecken zugemacht oder Fenster ausgebessert werden. 1726 wurde das Dach mit Langstroh neu gedeckt. Schalholz zum [Lehm-] schlage wurde geliefert oder Schwarten [Bretter] für die Gefache. Ein andermal wurden Ofenkacheln geliefert zum Setzen eines Ofens. Der unterhalb der Klaus gelegene Klaus- oder Niederkirchengarten wurde nach vorhandenen Ratsrechnungen bereits seit 1640 von der Gemeinde verpachtet, auch mal mit Wohnung. Auch die Propstei Quedlinburg verpachtete noch lange eineinhalb Hufen hinter dem Thieberg. Auf Flurkarten wird die Gegend um den Sportplatz noch heute als Mönchsfeld bezeichnet, eine nahe Erhebung ist als „Kanzel“ eingetragen und „Der Dicke Stein“ bei Rieder soll früher „Sitzender Mönch“ geheißen haben. War die erste Kirche dem heiligen Nikolaus geweiht? In den neuzeitlichen Quell- und Folgetexten wird das stets wiederholt. Der Name lässt aber auch eine andere Interpretation zu. Sowohl Klus als auch Klaus sind Lehnwörter aus dem Lateinischen und kommen im Harz und dessen Vorland mehrfach vor. Die „clusa“ ist wie „clausura“ ein eingehegtes Grundstück. Ursprünglich ist damit der abgeschlossene Teil eines Klosters gemeint mit den Zellen der Mönche. Die (Nieder-)kirche war dagegen für alle offen. Zur Klausur gehörte ein mit Mauern umgebener Klostergarten. - Der exponierte Standort eröffnet einen großartigen Rundblick und bis heute sind in Rieder Zeugnisse von der Kapelle auf dem Thieberg erhalten geblieben.

 

Anton Fiege / Heimatstube Rieder