Robert Hesse und Sohn

Robert Hesse (1836-1917) Robert Hesse (Foto) Archiv der Heimatstube Riederarbeitete, zunächst als Blumenzüchter bei den „Gebr. Dippe“ in Quedlinburg und seit 1875 im eigenen Betrieb in Rieder. So konnten in den Jahren 1875 bis 1897 viele nationale und internationale Ausstellungen mit zahlreichen Neuzüchtungen seiner Firma beschickt werden. Medaillen bestätigen die Erfolge, und die Ernennung zum Hoflieferanten des regierenden Herzogs beweist dessen Wertschätzung im öffentlichen Leben.

Auf Grund guter Fremdsprachenkenntnisse reiste Hesse durch viele Gegenden
Europas und lernte so viele Zuchtstätten und Anbaugebiete bis Nordafrika kennen.

 

In Rieder wurden am Ende des 19. Jahrhunderts durch Hesse ca.800 Blumensorten auf einer Fläche von 72

Morgen (18 Hektar) züchterisch bearbeitet.

 

Im Jahre 1887 wurde in Frankreich eine neue Sorte unter dem Namen Trimardeau-Riesen eingeführt. Diese hatten Blütengrößen von 6-7 cm im Durchmesser und überboten die bisherigen Sorten um zwei cm. In Frankreich war 1888 zudem Viola tric. Maxima Cassiers eingeführt
worden. Das war eine neue großblumige Sorte mit drei und fünf Flecken als Mischung. Für Robert Hesse war das Veranlassung auch fünffleckige Sorten zu züchten.

Im Jahr 1898 nahm Robert Hesse seinen jüngsten Sohn Hermann Hesse (1871-1953) als Teilhaber in die Firma auf, die seitdem als „Robert Hesse & Sohn“ firmierte. Im Folgejahr führte die Firma unter dem Namen „Riesen Mammuth“ eine Mischung mit einem Blumendurchmesser von 8-10 cm in den Markt ein. Das und die großgefleckten flachen Blütenwaren eine Sensation für den damaligen Züchtungsstand, waren diese bisher doch nur bis acht cm groß gewesen. Die Blumensamen-Kulturen der Fa. „Robert Hesse & Sohn“ waren inzwischen auf 40 Hektar angestiegen, dazu kam nochmals die gleiche Fläche bei Anbauern in Mitteldeutschland. Auch in Südfrankreich wurde Hesse aktiv. Ab 1910 unterhielten sie einen eigenen Kulturchef, welcher die dortigen Kontraktanbauer betreute.

Das Vorhaben, eine eigene Anbaustation in der Provence zu gründen, konnte durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges nicht mehr verwirklicht werden.Viola tricolor hiemalis, winterblühende Eisstiefmütterchen

 

Das Stiefmütterchen erlangte in der Mitte des 19. Jahrhunderts Bedeutung als blühende Beetpflanze.

Erste Sorten wurden gezüchtet und Samen gezogen. Die heutigen Kulturformen sind durch Kreuzungen des Ackerstiefmütterchens mit anderen Violen-Arten entstanden. Angestrebt wurden neben einer frühen Blütezeit, Reich- und Großblumigkeit auch ein herrliches Farbenspiel.


Um die Jahrhundertwende wurde Hermann Hesse durch eine persönliche Freundschaft mit dem Samenhändler Ernst Wagner in Meißen veranlasst, frühblühende Stiefmütterchen zu züchten. 1905 kam vorerst durch „Hesse & Sohn“ eine erste frühblühende Mischung unter dem Namen „Frühlingsgruß“ in den Handel. Diese gefiel den Pirnaer Marktgärtnern so gut, dass der Ruf nach frühblühenden Farbsorten nicht mehr verstummte.
Im Frühjahr 1914 konnten die ersten vier Sorten der winterblühenden Eisstiefmütterchen (Viola tricolor hiemalis) - Weiß mit Auge, Gelb mit Auge,
Himmelblau und Dunkelsamtviolett - dem deutschen Erwerbsgartenbauangeboten werden. Diese Sorte war später in den Samenkatalogen der
ganzen Welt zu finden und wurde besonders durch Erwerbs- und Friedhofsgärtner nachgefragt. Die alten Trimardeau-Sorten behaupteten sich
dagegen in den Parkanlagen und wurden im Ausland weiter nachgefragt.

Der Gründer und Seniorpartner Hermann Hesse setzte sich 1902 zur Ruhe, und dessen Sohn Hermann Hesse (1871-1953) führte, gestützt auf gute Fachkräfte, die Firma erfolgreich weiter.

 

Er unterstützte  ortsansässige Fachleute, die ihr Können bei der Arbeit für die Firma bewiesen hatten, bei der Gründung eines eigenen Betriebes durch langfristige Anbauverträge, welche die Existenz sicherten.

 

So entstanden aus der Firma „Robert Hesse & Sohn“ neue Betriebe, welche Blumensamen vermehrten.

 

Quellen:
Firmenchronik Robert Hesse & Sohn im Archiv der Heimatstube Rieder.